Wozu die Sehne einwachsen? Heute ist das tatsächlich nicht mehr unbedingt notwendig, falls synthetische Garne wie Dacron verwendet werden. Bei den natürlichen Bogensehnen, etwa solchen aus Leinen, schützt das Wachs vor Feuchtigkeit und somit vor Zersetzung. Auch hält beziehungsweise klebt es die Fasern zusammen, was die Lebensdauer weiter erhöht, da so die Wahrscheinlichkeit, dass kleine Fäserchen abgerissen werden, sinkt. Letzteres gilt auch bei synthetischen Garnen.
Zutaten
Für mein Sehnenwachs verwende ich Bienenwachs und etwas Kolophonium[1]. Kolophonium, das auch für die Bögen verschiedener Streichinstrumente verwendet wird, macht das Wachs formbarer (weniger bröckelig) und etwas zäher. Es kann auch ganz weggelassen werden, etwa falls eine Kontaktallergie besteht. Allerdings verliert das Wachs dann seine formbare, leicht an Carambar erinnernde Konsistenz.
Für «Winterwachs» kann zudem vor dem Abkühlen etwas Terpentinöl untergemischt werden, da im Winter normales Sehnenwachs sehr hart wird. Terpentinöl ist ein Bestandteil von normalem Baumharz, wie Kolophonium auch. Bei deren Herstellung wird Harz destilliert, dabei verflüchtigt sich das Terpentin und Kolophonium bleibt als fester Bestandteil zurück (siehe auch Wikipedia:Kolophonium). Alternativ kann also statt Kolophonium und Terpentinöl auch einfach frisches Baumharz verwendet werden, falls man welches hat.
Mischverhältnis: 10 Teile Bienenwachs, 1 Teil Kolophonium ungefähr. Je mehr Kolophonium verwendet wird, desto härter wird das Sehnenwachs.
Herstellung
Entweder in einer alten Pfanne oder, praktischer wegen der Reinigung, in einer Abdampfschale aus Keramik. Diese bekommt man in jedem Chemiegeschäft. Ausserdem benötigt man einen Löffel oder etwas ähnliches zum Umrühren und eine Wärmequelle (Herdplatte, Bunsenbrenner, Feuer, …). Das Kolophonium hat einen Schmelzpunkt von bis 125 °C.
Zuerst wird das Kolophonium geschmolzen. Sobald es flüssig ist, wird der Bienenwachs hinzugefügt. Bienenwachs wird schon bei ungefähr 65 °C flüssig, daher muss zuerst das Kolophonium geschmolzen werden. Nun muss gut umgerührt werden. Kolophonium ist schwerer als Bienenwachs und will sich am Anfang nicht gut mischen lassen. Wenn alles durchmischt ist, kann noch etwas Terpentinöl hinzugegeben werden (wieder umrühren). Dann alles in eine Form giessen.
Als Form bevorzuge ich Alufolie, zu einem Behälter geformt. Bei festen Behältern kann es beinahe unmöglich sein, das Wachs wieder herauszubringen.
Nun ein paar Bilder.
- Ausdampfschale wird mit Toilettenpapier gereinigt. Solange sie noch so heiss ist, dass das Kolophonium flüssig ist, geht das wunderbar. Eine bessere Methode gibt es nicht.
- Aufgrund der Umgebungstemperatur (die Aufnahme wurde Ende Januar im Keller erstellt) verfestigt sich ein Teil and der Oberfläche wieder.
- Hier die fertigen Stücke. Sie können nun nach Belieben auf die passende Grösse zurechtgeschnitten werden.
Danke an the_Toaster von http://fletchers-corner.de! Er hat die Sehnenwachsherstellung ursprünglich beschrieben.
Links
- ^ Bezugsquelle für Kolophonium und andere hier verwendete Stoffe: Kremer Pigmente